Forschung 91 ben der lateinischen Übersetzungen gekannt habe.Allerdings waren die frü- hen lateinischen Übersetzungen von Euripides meist auf die Dramen He- kuba und Iphigenie in Aulis begrenzt. Von Alkestis, dem Spiel, das eine kö- nigliche Auferstehung darstellt, gibt es eine frühe lateinische Übersetzung von dem angesehenen schottischen Gelehrten George Buchanan, aber sie wurde im Jahre 1567 in Frankreich veröffentlicht und erscheint daher als eine sehr unwahrscheinliche Quelle für den Jugendlichen aus Stratford. Jo- nathan Bate bekräftigt in Shakespeare and Ovid (1993) das «Alles-außer- Griechisch» durch Setzung einer Verbindung mit Ovid: Trotz der Ähnlichkeiten zwischen Ein Wintermärchen und Alkestis, Titus Andronicus und Hekuba kann nicht bewiesen werden, dass Shakespeare eines der Dramen von Euripides kannte. Aber es gibt keinen Zweifel, dass er euripideischen Geist von Ovid abgeleitet hat. Euripides lehrte Ovid. Was Ovid Shakespeare gelehrt hat, ist die Kunst der Tragikomödie, die Kunst über die menschliche Psyche, unter der Belastung extremer Leidenschaft zu schreiben, und die Sensibilität für das Leiden von Frauen. (239) Nur ein Jahr später argumentiert Bate allerdings in seinem Essay von 1994 «Dying to Live in Much Ado about Nothing», dass die letzten Szenen der beiden Dramen Viel Lärm um Nichts und Ein Wintermärchen wahrscheinlich auf Alkestis von Euripides basierten. Bate ist wahrscheinlich der erste Shake- speare-Forscher in fast 100 Jahren, der diese Behauptung vertritt und seine Argumentation folgt zum größten Teil den Begründungen früherer Wissen- schaftler. Er stellt fest, dass es ein wirksames dramatisches Mittel sei, eine Person vorübergehend für tot zu erklären, und dass eine gute Komödie eine Nähe zur Tragödie haben muss. Das Publikum würde gleichsam durch die Rückkehr von Hero und Hermione eine nachempfundene Wiedergeburt er- leben. … es wäre möglich zu sagen, dass das Wintermärchen mit seiner tragiko- mischen Struktur der logische Abschluss in Shakespeares Werk ist. Das Spiel ist sicherlich die ausgereifte Bearbeitung von Viel Lärm um Nichts. Der scheinbare Gang ins Grab ist nicht nur ein Analogon für die Erfah- rung des Publikums von den tragischen Elementen in der Komödie, es ist