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Spektrum Shake-speare

11 Im Brennpunkt Wenn man nun diesen gähnendenAbgrund zwischen dem sublimen Werk und dem banalen Leben nicht überbrücken kann, was bleibt dann übrig? Übrig bleibt die Verringerung des immensen Abstandes zwischen dem subli- menWerk und dem banalen Leben durch Banalisierung des sublimenWerks. Gute Dienste als Zugpferd leistet dabei der Übersetzer Frank Günther. In einem Interview mit der SZ (6. /7. August 2011) banalisiert Günther: Shakespeare hätte alles in allem nur acht Bücher gelesen. Bill Bryson hatte seine Biographie mit der hohe Erwartungen weckenden Bemerkung ange- kündigt, mehr Renaissance als bei Shakespeare ließe sich nirgendwo finden. Von der Renaissance fehlte in seinem Buch dann jede Spur. Denn die Biogra- phie sollte sich – vermutlich auf Wunsch desVerlages – an das dokumentierte Leben halten. Weniger Renaissance als darin ließ sich nirgendwo finden. So dämpft man den Missklang zwischen Leben und Werk: das ganze Leben auf nicht mehr als acht Seiten, die ganze Renaissance in nicht mehr als acht Bü- chern. In einem Beitrag auf der DSG-Webseite (und Welt Online) äußerte sich Frank Günther auch zu Emmerichs Film oder vielmehr zu bestimmten Aus- sagen Emmerichs auf YouTube in Form einer fiktiven Debatte. Als eine «fachkundige und witzige» Antwort wird es auf der Webseite bezeichnet. Alle paar Zeilen findet sich die Von-oben-herab-Anrede «lieber Herr Em- merich»; Emmerich dagegen sagt nie «lieber Herr Günther»: Emmerich war ja nicht anwesend, er war aufYouTube, Günther auf … MeTube. Emmerich konnte Günther keine Fragen stellen. Günther dagegen hatte freie Bahn für seine Erwiderungen. Diese Erwiderungen sind weniger auf Plausibilität denn auf «Applausibilität» aus, was man bei einem Histrionen vielleicht ent- schuldigen müsste. Das Kriterium, das Fachleute als sicheres Zeichen der Schreibunkundigkeit anwenden, ist, sofern der Unterzeichner nicht tödlich krank war, die Marke (ein Kreuzchen). Entgegen den Fachleuten betrachtet Günther dies als gar keinen Beweis für die Schreibunkundigkeit von Shake- speares Vater! Inwiefern ist das «fachkundig»? Auf Emmerichs Einwand, dass die Shakespeare-Stücke zum allergrößten Teil von Höfen und Aristokraten handeln: «Wir glauben Ihnen das also ein- fach nicht, dass Sie «Anonymus» gedreht haben können! Oder wollen Sie behaupten, dass Sie im Buckingham Palast verkehren?» Auf Emmerichs Einwand, dass es keinen Beweis gebe, dass Shakespeare die Stratforder

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