Thema 49 bezweifelt werden. Sehr wohl bezweifelt werden muss jedoch, dass sie ausge- reicht hätten, in der breiten Bevölkerung Wurzel zu fassen. Denn Maria I. verdankt ihre Krönung, die im ganzen Land von Freudenfeuern begleitet war, nicht zuletzt einer Welle lokaler Volksaufstände gegen die Krönung der Lady Jane Grey durch Northumberland. Die englische Geschichtsschrei- bung ist dabei, sich von dem Bild der «bloody Mary» als einem Gründungs- mythos der Whigs, der Partei, die 1688 Jakob II. aus Furcht vor einer Reka- tholisierung vom Thron stieß, zu verabschieden – auch von der Vorstellung der «moralisch verkommenen Mönche» und der generell «moralisch ver- derbten» katholischen Kirche. Der letzte katholische Erzbischof von Canter- bury, Kardinal Reginald Pole, hatte eine Kirchenreform eingeleitet. Gewiss wurde Marias Ehe mit Philipp, der ein Jahr später König von Spanien wer- den sollte, in London nicht gern gesehen. Aber Philipp kann nicht von An- fang an unbeliebt gewesen sein. Ein kleines, aber bedeutsames Detail weist in die entgegengesetzte Richtung: Söhne wurden oft nach dem regierenden König benannt; 1554 wurde Sir Henry Sidneys ältester Sohn geboren; Henry Sidney war Gouverneur Irlands; er taufte seinen Sohn auf den Namen des Patenonkels, König Philipp I. von England. Jawohl, es handelt sich um Sir Philip Sidney, der nach seinem Tod 1586 im Krieg gegen seinen Patenonkel zum Helden des Protestantismus verklärt wurde. EdwardVI. kann man als eifernden Protestanten bezeichnen, Maria I. als eifernde Katholikin, Elisabeth I. als pragmatische Protestantin: Tudors wa- ren sie alle. Maria I. und Erzbischof Reginald Pole, der eine Kirchenreform einge- leitet hatte, begingen gewiss politische Fehler. Ihr größter Fehler, schreibt Christopher Haigh, war es, am gleichen Tag, am 17. November 1558, zu ster- ben.36 Pilgrimage of Grace («Pilgerfahrt der Gnade») Im Oktober 1536 sah sich Heinrich VIII. der schwersten innenpolitischen Krise seiner Regierungszeit gegenüber. Im Norden des Landes brach eine 36 Ebenda, 236.