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Spektrum Shake-speare

Streiflichter 80 Jonson hat es auch ziemlich gewöhnlich nur als Figur bezeichnet. Es könnte dahinter ein anderer sein, aber wer? Man darf raten, denn es heißt: It was for gentle Shake-speare cut. Warum hat Jonson nicht of geschrieben, wenn es der Stratforder sein soll? Jonson hat dem Leser empfohlen, ins Buch zu schauen und nicht auf die Figur. Da dieses Wort distanziert, kann schon vermutet werden, dass es sich nicht um den Stratforder handelt. Ebenso kann man auch annehmen, dass der Name Shakespeare zusammen mit dem in Groß- buchstaben vorangestellten Wort AUTHOR kein bürgerlicher Name ist, sondern eher ein Pseudonym. Das ist keine Seltenheit: Molière, Mark Twain usw.; Luther hatte gar vier. Anatol France (Pseudonym) soll gesagt haben, dass man sowieso nur das beschreiben kann, was man selbst erlebt hat; sein eigenes Leben und Schicksal, sonst sind es nur Marionetten – manchmal eben nur hinter einem Decknamen – des Prestiges wegen oder aus anderen Gründen. Bei Shakespeare kann das auch so gewesen sein. Für die Stratfor- dianer ein abwegiges Thema; uninteressant. Sie argumentieren und interpre- tieren sowieso kategorisch, dass William Shakspere aus Stratford und der Autor Shakespeare identisch sind (Stephen Greenblatt, Stanley Wells, Alan Posener u. a.). Eben ein und dieselbe Person «for ever» (Stanley Wells). Basta. Als feste Grundlagen gelten selbstverständlich der Nachruf von Jon- son und Greenes Shake-scene von 1592. In diesem Nachruf von Jonson spielen einige Passagen eine besondere Rolle. ImVers 31 stehen dieWorte: «And though thou hadst small Latine and less Greeke». Für die Anhänger des Stratforders ein Beweis, dass es nur die- sen einen Shakespeare gibt: William Shakspere aus Stratford. Diese Worte sind aber nur die Hälfte. In der Zeile danach heißt es nämlich ergänzend from thence. Diese auffälligen elf Wörter zusammen zeigen erst an, was Jon- son gemeint hat. Sie gelten überraschend nicht dem Stratforder, sondern den klassisch gebildeten Schriftstellern John Lily (1554 –1606), Thomas Kyd (1558–1594) und Christopher Marlowe (1564–1593). Lily und Marlowe wa- ren Akademiker und Kyd Absolvent der renommierten Grammar School in London. Dieser Hinweis bedeutet, dass der Autor Shakespeare ihnen an klassischer Bildung überlegen war. Ihre Kenntnisse an griechischer und rö- mischer Kultur (Antike und Renaissance) waren für denAutor Shakespeare anscheinend zu wenig und daher seiner Bildung nicht ebenbürtig. Er hat sie alle überstrahlt (did’st outshine), d. h. übertroffen. Durch seine größere Bil- dung war er fähig, sich direkt mit der klassischen Kultur und Literatur zu

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