Neue Bücher 169 bende Erfindung der Stratforder Primarschule als einem Zentrum von Weltrang für humanistisch-klassische Bildung. Das Buch geht ausführlich auf alle Aspekte der Autorschaftsfrage ein. Eines der am häufigsten gegen Oxford vorgebrachten Argumente ist die angeb liche Entstehungszeit von einigen Shakespeare-Dramen nach 1604, dem Todesjahr von Edward de Vere. Ein Beispiel, das immer wieder dafür herhalten muss, ist Macbeth. Mc- Clarran behandelt ausführlich die Brüchigkeit der orthodoxen Chronologie und zeigt, wie unhaltbar diesArgument ist. Wir zitieren dazu einigeAuszüge aus seiner Darstellung «Das sehr lehrreiche Beispiel Macbeth» (Abschnitt 5.12 aus dem 5. Kapitel, S. 266 ff.) in deutscher Übersetzung: Edmund Chambers1 datiert Macbeth auf 1605–06. Er begründet diese Datierung mit der Tatsache, dass Meres2 dies Drama 1598 nicht «er- wähnt», ferner mit der Stellung des Dramas im Gesamtwerk durch einen Befund über das metrische Vers-System, aber vorrangig mit zwei angeblichen Anspielungen: «die Anspielung auf ‹Zweideutig- keit› (equivocation) im Prozess gegen die Pulververschwörung (Gun- powder Plot), Jan.-März 1606» und die «Anspielung auf die Regierung von König Jakob I., 25 März 1603». Macbeth wurde nicht vor dem Erscheinen der First Folio 1623 veröf- fentlicht. Chambers merkt an, dass der Folio-Text (es gibt nur diesen) etliche offensichtliche Fehler enthält und «zweifellos nach einem Re- gie-Buch gedruckt worden ist». Wie wir noch sehen werden, sind die Nachweise für die zwei behaupteten Anspielungen gegenstandslos. Unser Interesse gilt besonders einer Zeile in der dritten Szene: I. Akt, 3. Szene Heide; Gewitter. (Die drei Hexen treten auf.) 1 E. K. Chambers (1866–1954), führender Shakespeare-Forscher, Hauptwerk: William Shakespeare: A Study of Facts and Problems (2 Bände; 1930). (Anm. der Red.). 2 Francis Meres (1565–1647) zählt in seiner Sammlung Palladis Tamia viele Dich- ter und Werke auf. (Anm. der Red.)