Thema 39 nannten, kann man mit Recht als den Architekten des elisabethanischen Staates bezeichnen. Vierzig Jahre lang, seit Beginn ihrer Regierung 1558 bis zu seinem Tod 1598, war er ihr wichtigster Minister. Schon vor ihrer Thron- besteigung beriet er sie. Obwohl aus relativ bescheidenen Verhältnissen stammend, dachte Burghley aristokratisch, was einen etwas skurrilen Aus- druck in seinem Faible für Stammbäume, einen amüsanten Ausdruck in sei- nem Konterfei als ostentativ konsumierender Mann von Welt beim Karten- spiel für hohe Einsätze und einen geflissentlichen Ausdruck in seinem ver- geblichen Bemühen fand, dieAristokratie per Gesetz zu zwingen, ihre Söhne auf die Universität zu schicken. Aber er war kein Anhänger des Schwert- adels, der noblesse d’épee, ja gewissermaßen ein Antimilitarist. Er war ein Angehöriger desAmtsadels, der noblesse de robe, wofür es übrigens im Eng- lischen des 16. Jahrhunderts einen eigenen Ausdruck gab, die Togati, herge- leitet von Ciceros berühmten Wort «Cedant arma togae», «die Waffen sollen der Toga weichen». Er war gottesfürchtig, Kalvinist ohne Zweifel, aber kein Puritaner. Dazu war er zu sehr Staatsmann. Behutsamkeit war das hervorste- chendste Merkmal seiner Politik. Seine Handschrift bei der elisabethani- schen Regelung der Religionsfrage ist unübersehbar. Immer behutsam, aber dennoch gnadenlos konnte Burghley allerdings auch die Zerstörung seiner Gegner betreiben. Der angesehene britische His- toriker John A. Guy kommt in seiner Biographie zu dem Schluss, das entge- gen Maria Stuarts eigener Vermutung nicht Sir Francis Walsingham derje- nige war, der vom Anbeginn an konsequent an ihrer Zerstörung zimmerte, sondern Lord Burghley.27 englische Händler in den Diensten Burghleys undWalsinghams, Geheimdienst- aufgaben übernahm: «in der Tat ein pater patriae, ein guter Vater eines glück lichen Landes». http://www.british-history.ac.uk/report.aspx?compid=79224; 1591 sein Neffe Francis Bacon, siehe Conyers Read, Lord Burghley and Queen Elizabeth, New York 1960, 479; Bacon nennt ihn auch «ein Atlas»; ein nicht namentlich genannter Übersetzer einer Geschichte Frankreichs nennt ihn kurz nach seinem Tod 1598 ebenfalls so, dazu nennt er ihn «Pfeiler des Staates», siehe John Strype, Annals of the Reformation, 4 Bde., Oxford 1824, Band IV, 470. 27 John A. Guy, Queen of Scots: The True Life of Mary Stuart, NewYork and Bos- ton, 2004.