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Spektrum Shake-speare

Streiflichter 85 aus London zu verschwinden. Man kann annehmen, dass dieser Vorfall Ge- sprächsstoff war, sonst hätte es Francis Meres sechs Jahre später wohl nicht für so wichtig gehalten, um es in seine Literaturkritik «Schatzkästlein» auf- zunehmen und damit sogar zu verewigen. Es muss dafür einen wichtigen Grund gegeben haben, der vielleicht mit dem Shakespeare-Zitat «tiger’s heart …» zusammenhängen kann. Der ziemlich unbeliebte pedantische Har- vey und der freizügige Greene waren literarisch Kontrahenten (vgl. «The Mysterious William Shakespeare», p. 629 ff, von Charlton Ogburn). Die bei- den haben von ihrerAversion regen Gebrauch gemacht. Harvey, der anschei- nend einen Rochus auf Greene hatte, hat sich außerdem über seinen Intim- feind so geäußert: «A rakehell, a makeschift, a scibbling fool: /A famous ba- yard in city, and school./ Now sick as a dog, and ever brainsick:/ Where such a raving and desperate Dick? (S. Schoenbaum: William Shakespeare – A Compact Documentary Life, p. 149); Wüstling, Handlanger, Schmierfink, be- rühmtes Großmaul in Stadt und Schule, jetzt krank wie ein Hund und immer verrückt. Wo gibt es noch so einen irrsinnigen und verzweifelten Idioten? Greene, schon sterbenskrank, hat dann in seinem letzten Pamphlet angemes- sen geantwortet, das mit blühender Phantasie von den Shakspere-Bardola- tors für ihren Schützling in Beschlag genommen wird. Zu Unrecht, Shak- spere und Shake-scene sind eben nicht identisch. Als Shake-scene von Greene 1592 angegriffen wurde, gab es ein Drama mit diesem blutrünstigen Tigerherz-Zitat, das Greene etwas verändert hatte, noch nicht.Auch für eineAufführung gibt es keine Hinweise, nurVermutun- gen. Viel später erst wurde 1623 zum ersten Mal ein Drama mit dem Titel HenryVI./3 gedruckt, in dem dieses Zitat steht und damit allgemein bekannt wurde. Ein ähnliches Drama, sog. bad quarto, erschien erstmals 1595, drei Jahre nach Greenes Tod, mit dem abweichenden Titel The True Tragedie of Richard Duke of Yorke, dem getöteten Repräsentanten der untergegange- nen Weißen Rose. Provokation wider die herrschende Rote Rose unter Eli- sabeth I.? Weitere Aufführungen danach, evtl. mit einem anderen Titel, sind nicht bekannt. Da ergeben sich schon verschiedene Fragen, wie Greene vor- her zu diesem Zitat gekommen sein könnte – vielleicht von einerAufführung oder, was auch möglich ist, aus dem Manuskript abgelesen. Das kann nur bedeuten, dass Greene und der Verfasser miteinander Kontakt hatten und sich gut gekannt haben, und zwar schon bevor William Shakspere irgend- wann in London war. Weder in Greenes «Shake-scene-Pamphlet» noch in

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