Forschung 105 spielt, würde die Haltung ihrer Hände entscheidend sein. Eine Anleitung zu dem, was so erreicht werden kann, wäre in den Lehren der fünften Stufe der klassischen Rhetorik (der hypocrisis) zu finden oder in den Tra- ditionen der Sprache der Gebärden für Schauspieler. (178) In Alkestis werden schauspielerische Bewegungen der Hände und ihr Aus- druck eindringlich verwendet. Der Tod klagt Apollo seines «gesetzeslosen Zugriffs» wegen an (28); der Chor aus jungen Frauen schlägt als Zeichen dafür, dassAlkestis gestorben ist, die Hände zusammen; die sterbende Köni- gin «streckt jeder einzelnen ihre Hände entgegen» (196); Herakles gewann sie in «meine Hände» zurück (1031) und vertraut die wieder auferstandene Königin nur Admetos’ «rechter Hand» (1115) an. Vor ihrem Tod sind die Hände Alkestis’ letztes Geschenk für Admetos: Alkestis Ihr, meine Kinder, habt es selbst vernommen hier, Das Wort des Vaters, daß er nie ein andres Weib Nach mir noch freien, meiner nie vergessen will! Admetos Und abermals gelob ich dies und halt es auch! Alkestis (legt die Hände der Kinder in seine): Darauf empfang die Kinder hier aus meiner Hand. Admetos Ein teures Pfand empfang ich aus der teuren Hand! (Alkestis 371–375) Die sichtbare Sprache, d. h. der Dialog der Hände sowie die zahlreichen An- spielungen auf die Hände in beiden Stücken, sind ein Beweis für eine direkte Beziehung zwischen den Tragikkomödien von Euripides und Shakespeare, eine Beziehung, die bisher noch keine Aufmerksamkeit der Forscher gefun- den hat. Vielleicht sollte dies aber nicht überraschen, denn Handgebärden ziehen die Vorstellungswelt des Schauspiels auf eine Weise mit ein, die über