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Spektrum Shake-speare

Thema 54 mage of Grace» gab. Dass es Missstände in den Klöstern und innerhalb der Kirche gab, kann nicht bezweifelt werden. Woran füglich gezweifelt werden muss, ist, dass es sie in dem auf Geheiß Cromwells von Lee und Layton ge- schilderten Ausmaß gab. Sonst wäre eine Rebellion auf so breiter Basis wie die Pilgerfahrt der Gnade kaum denkbar gewesen. Offenbar erfüllten die Klöster trotz gelegentlicher Missbräuche immer noch eine für das Gemein- wesen notwendige Sozialversicherungsfunktion: karitative Werke, Kranken- pflege, Unterricht, Arbeitbeschaffung. HeinrichVIII. verfolgte keinen genuin reformatorischen Plan, ihm war es hauptsächlich um erhöhte Einnahmen zu tun. Bei Thomas Cromwell, wie immer er die religiösen Reformen auch politisch instrumentalisiert hat, lag das etwas anders. Er kann als eigentlicher Wegbereiter der Reformation in England betrachtet werden, wenn es ihm möglicherweise in erster Linie auch nur darum ging, eine nationale englische Religionsform ins Leben zu rufen, ganz im Sinne Machiavellis, den er kannte, denn in seiner Jugend verbrachte er als Söldner mehrere Jahre in Italien. Er zitiert Machiavelli, muss ihn also gelesen haben, und zwar im Manuskript, da «Der Fürst» erst 1532 im Druck erschien.41 Es liegt eine ungeheuerliche Ironie der Geschichte darin, dass der Humanist Roger Ascham in seiner 1570 postum erschienenen Erziehungs- schrift «The Schoolmaster» gegen die liederlichen Mönche und ihre unreine, d. h. nicht-protestantische Religion sowie gegen alles Italienische vom Leder zieht, insbesondere gegen Machiavelli, da er die Religion zum Instrument der Politik herabgewürdigt habe und Thomas Cromwell zum machiavellisti- schen Wegbereiter dieser reinen Religion wurde.42 1540 gelangte Cromwell auf den Gipfel seiner Machtfülle; wenige Wo- chen später wurde er hingerichtet. Die Gegnerschaft einer aristokratischen Fraktion war sicher ein Grund für seinen Untergang. Ein anderer Grund dürfte darin bestanden haben, dass Heinrich VIII. das ungute Gefühl be- schlich, zu sehr von seinem Minister abzuhängen, was Heinrich vielleicht be- wusst geworden ist oder ihm, gerade ihm, erst in Verbindung mit sexueller Frustration bewusst werden konnte, als er aus politischen Gründen die unbe- darfte, ganz und gar nicht renaissancistischeAnna von Kleve heiraten musste. Cromwell hatte sie aus rein politischen Gründen für ihn ausgewählt. Also 41 Hilaire Belloc, Characters of the Reformation, London 1936, 54. 42 Roger Ascham, The Scholemaster, London 1579, 27–28.

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