Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

Spektrum Shake-speare

16 Berichte aber auch in Zufriedenheit, da Ben Jonson ihn «die Seele unserer Zeit» nennt und ihm höchste Anerkennung für sein literarisches Werk ausspricht. Um diese Geschichte herum sind zwei Rahmenhandlungen gelegt; die äußere liefert eine Ein- undAusleitung zum Thema, dargeboten vom Schau- spieler Derek Jacobi vor einem gegenwärtigen Theaterpublikum; die innere, schon in der Zeit der Handlung angesiedelt, stellt die Rettung der Shakespeare’schen Dramen durch Ben Jonson vor dem Verbrennen dar (dem sie in Wirklichkeit nie ausgeliefert waren). Der Handlungsverlauf sel- ber fordert einige Konzentration vom Zuschauer, denn mit vielen Rückblen- den verschränken sich das Leben des jungen und das Leben des als Dichter zur Reife gelangten deVere ineinander. Doch bleibt die Handlung insgesamt schlüssig und spannend; keine Szene ist überzogen oder langatmig, und die Kostümpracht überlagert die Handlung nicht. Die meisten Szenen spielen in Innenräumen: in de Veres Arbeitszimmer, im Hause der Cecils, in den Gemächern der Königin, im Theater, in Kneipen; nur wenig ereignet sich draußen: auf de Veres Landsitz, bei der Bestattung Elisabeths, beim Aufruhr und auf den fast wie Innenwege wirkenden engen Straßen Londons. Durch diese Betonung des Übersichtlichen, Konzentrier- ten und durch Verzicht auf effektheischende Kameraführung oder extrem herausgearbeitete Spannung wird Raum für schauspielerische Leistungen geschaffen. Edward de Vere (Rhys Ifans), Ben Jonson (Sebastian Armesto), die alte Königin Elizabeth (Vanessa Redgrave), William Cecil (David Thew- lis) und Robert Cecil (Edward Hogg) sind nuancenreich und überzeugend dargestellt. Es bedarf keiner zu höchster Dramatik gesteigerten Dialoge oder häufigen Erscheinens der Gesichter in Großaufnahme, damit tiefe Ein- drücke beim Zuschauer entstehen. Allen, die die vertraute These vertreten, W. S. sei der Autor der Shakes­ peare’schen Dramen gewesen («Stratfordianer»), mag der Film gegen den Strich gehen. W. S. wird hier nur als geldgieriger Schauspieler, Aufschneider und sogar als Mörder des Dramenautors Marlowe präsentiert. Aber auch den «Oxfordianern», d. h. denen, die der de-Vere-These zustimmen, wird der Film nicht rundum zusagen. Durch nichts ist z.B. belegt, dass de Vere Köni- gin Elizabeths Sohn sei, dass er später einVerhältnis mit ihr gehabt habe, aus dem der Earl von Southampton entsprungen sei; de Vere hat niemals einen Lauscher durch einen Vorhang hindurch erstochen, war aber, anders als im Film, in seinen späteren Jahren zum zweiten Mal verheiratet usw.

Seitenübersicht