Thema 46 unter seinem Sohn EdwardVI. (1547–53) und seinem Onkel, dem Lord Pro- tector Somerset, sei dann die Reformation vorangetrieben worden, was die spanienfreundliche katholische, etwas verhaltensgestörte Mary Tudor (1553 –1558) rückgängig zu machen versucht habe, 1558 aber dann von Elisabeth I. schwungvoll in die rechte Bahn gelotst worden sei, was in ihrem grandios beziehungsreichen geflügelten Wort gipfele, dass sie den abergläubigen Mönchen, die ihr mit Fackeln entgegentraten, mit souveränem Spott entge- genhielt: «Wir können bei Tageslicht genug sehen». «Mucha palabras», sagt der Spanier dazu; frei auf Deutsch übersetzt: ein zu flotter Foxtrott, den auch Stephen Greenblatt aufs Parkett gelegt hat.33 Diese Darstellung, die lange die Geschichtsschreibung dominierte, ist während der letzten Jahrzehnte auf- grund breiterer Untersuchungen nicht nur bezweifelt, sondern verworfen worden. Stellen wir zur Korrektur einige simple Fragen. Waren die katholischen Priester, die in Frankreich zunächst in Douai, dann in Rom und Reims aus- gebildet wurden und nach England als Seelsorger für die Katholiken zurück- kehrten (und dabei das Leben aufs Spiel setzten) solche verträumten Schwär- mer für eine von vornherein verlorene Sache? Und waren die Jesuiten, die seit Anfang der 1580er Jahre die Chance sahen, einen Großteil der Gentry für den katholischen Glauben zurückzugewinnen, sofern sie ohnehin nicht katholisch geblieben waren, solche Irrealisten, als die Jesuiten gemeinhin nicht gelten? Und waren die staatlichen Hüter desAnglikanismus solche Ha- senfüße, die aus einer Maus einen Elefanten machten, als sie ihre Bespitze- lung und ihre Repressalien gegen Priester, Jesuiten und diejenigen, denen sie Unterschlupf gewährten, seit 1580 drastisch verstärkten? Man kann alle drei Fragen bejahen, wenn man sich auf den beruhigenden Standpunkt stellt, dass, da es so gekommen ist, es so kommen musste. Man kann ebenso beruhigt behaupten, dass, hätte sich der elisabethanische Staat auf jenen sicheren Standpunkt gestellt und die Dinge sich einfach entwickeln lassen, es aller Wahrscheinlichkeit nach anders gekommen wäre, als es ge- kommen ist. 33 Stephen Greenblatt, Will in der Welt, Berlin 2004, 99.