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Spektrum Shake-speare

Thema 27 Hof möglicherweise auch mit einer Rating-Agentur verglichen, denn ob je- mand buchstäblich kreditwürdig war, hing in nicht geringem Maße davon ab, wie seine Stellung bei Hofe, seine «Karten» beim Monarchen bewertet wur- den. Und wie sie bewertet wurden, ließ sich wiederum an der Etikette able- sen: von der Länge und Freundlichkeit des Gesprächs der Königin mit einem Höfling, von der Nähe zu ihr, davon, wie man von den anderen Höflingen bewertet wurde. Bedingung für die Gunsterhaltung, dafür, nicht vom Hof verbannt zu wer- den, war auch das Einhalten gewisser Regeln des ungeschriebenen aristokra- tischen Verhaltenskodexes. Dazu gehörte das Nichtausüben einer hand- werklichen oder kommerziellen Tätigkeit. Im Falle der Virgin-Queen Elisa- beth kam noch eine Besonderheit hinzu: nicht zu heiraten, erst recht nicht eine ihrer Hofdamen, ohne sie vorher um Genehmigung gebeten zu haben. Der 17. Earl of Oxford, weil er eine ihrer Hofdamen verführt, Sir Walter Ralegh eine geheiratet hatte, landeten deshalb für kurze Zeit im Towerge- fängnis. Am 11. September 1586 schreibt Edward Stafford einen Brief an Lord Burghley.4 Stafford war gleichzeitig Botschafter in Frankreich und Spit- zel (vermutlich sogar ein Doppelagent). Er berichtet, dass er eine neue Quelle anzuzapfen hoffe, und zwar Jean de Simier. Simier war ein enger Ver- trauter vom Herzog von Anjou, der 1579 nach England gekommen war, um die Verhandlungen über die Ehe der Königin mit Anjou zu führen. Dieser Simier sei nun über die Ohren verliebt in die Tochter der Schwester der Gat- tin des Botschafters, wie umgekehrt diese Tochter in Simier; die Gattin des Botschafters schicke nun all ihre Briefe an die Mutter des Herzogs von Guise, des mit Spanien verbündeten Anführers der katholischen Liga, an ihre Schwester, damit sie diese übergibt. Stafford erhoffte sich von Simier ge- heime Informationen über den Widersacher de Guise über den Strang Mut- ter-Tochter-Liebhaber. Aber er fügt hinzu, Burghley sollte der Königin zwar sagen, er habe diese Informationen über Simier erhalten, aber nichts über dessen Liebesaffäre, denn er wisse ja doch, wie gereizt die Königin reagiere, wenn von Liebesdingen die Rede sei. 4 http://www.british-history.ac.uk/report.aspx?compid=74770.

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