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Spektrum Shake-speare

74 Streiflichter «Shakespeare war nie in Italien» Kurt Kreiler Dies behauptet kein Ignorant, sondern der preisgekrönte Shakespeare- Übersetzer Frank Günther, dessen Verdeutschung in 39 Bänden bei ars vi- vendi für 693,60 EUR zur Subskription angeboten wird. Niemand bestreitet Günthers Verdienst, eine frische, temperamentvolle, bühnengerechte Übersetzung «für die Jahrhundertwende» vorgelegt zu ha- ben. Aber warum spielt Günther sich als ein Experte in der Autorschafts- frage auf und versteigt sich zu Aussagen, die ebenso abwegig wie kühn sind? So verkündet er in der SZ: «Wenn man Shakespeares Bildung betrachtet, kommt man mit sieben bis acht Büchern hin» (SZ, 6./7. August 2011). Das mag für den Schauspieler Will Shakspere gelten, aber nicht für den Verfasser der Dramen, Sonette und Versepen. Wer den Lektürekanon von SHAKES- PEARE kennenlernen will, der greife zu den acht (!) Bänden von Geoffrey Bullough: Narrative and Dramatic Sources of Shakespeare, London 1967 –1975. Shakespeare las, wie sich durch die Auflistung seiner literarischen Quellen belegen lässt, neben seiner Muttersprache: Französisch, Italienisch, Spanisch, Latein und sehr wahrscheinlich Griechisch. Er kannte und nutzte Sophokles, Plutarch, Livius, Seneca, Ovid, Vergil, Horaz, Plautus, Terenz, Dante, Boccaccio, Petrarca, Boiardo, Ariost, Bandello, Vasari, Racine, Des- portes, Montaigne, Montemayor, Chaucer, Skelton, Surrey, Wyatt, Edwards, Marlowe – um die Bedeutenderen zu nennen. In Theater heute (April 2010) lässt sich der beschlagene Übersetzer voll- mundig aus: «Die Adligen hatten einen seltsamen Bildungskanon. Der beruhte im Wesentlichen auf Tanzen, Musik, Fechten, Reiten, Jagen und was der edelmännischen Tugenden und Künste mehr waren. Und im Lateini- schen usw. war Shakespeare als einfacher Schüler der Grammar School in Stratford wahrscheinlich wesentlich beschlagener als der Earl (of Ox- ford).»

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