Hintergrund 149 Die Erinnerung, die Zettel bei seinem Erwachen an seinen vermeintlichen Traum hat, ist von Verwunderung ebenso wie von Zufriedenheit bestimmt. Etliche Jahrzehnte nach dem Zeitalter des 17. Earl of Oxford und der Königin Elizabeth I. werden es Handwerker wie der Weber Zettel sein, die dem englischenAdel höchst gefährlich werden, die noch weit vor der franzö- sischen Revolution den Aufstand proben und für kurze Zeit mit Gewalt eine Republik durchsetzen. Davon weiß der Sommernachtstraum freilich noch nichts. Hier proben die Handwerker «nur» ein Theaterstück, über dessen Aufführung die Hochzeitsgesellschaft sich arrogant lustig macht und über die das Theaterpublikum hoffentlich von Herzen lacht. Und doch sollte man dabei nicht vergessen, dass sich die Mitglieder dieser Gruppe, dilettantisch zwar und deswegen sehr ernsthaft, in der hohen Kunst des Schauspiels versu- chen. Wenn sie scheitern, geht es ihnen an den Kragen. Theaterspielen heißt im besten Falle immer, um die Existenz zu kämpfen. Dieser Beitrag erschien anlässlich der Sommernachtstraum-Inszenierung von Werner Prinz bei den Österreichischen Schloss-Spielen Kobersdorf am 6. Juli 2010. Neben den einschlägigen Büchern zur Autorfrage von Walter Klier und Kurt Kreiler bildete zur Lesart des Stückes der Band Shakespeare ohne Geheimnis von André Müller sen. eine wesentliche Grundlage. Der Wahre Schein und das falsche Sein (Hamlet)1 Richard Weihe 1. Shakespeares Hamlet, Prince of Denmark kann als paradoxer Versuch gelesen werden, mit den Mitteln des Theaters eine Unterscheidung zwi- schen Sein und Schein bzw. Sein und Nicht-Sein zu treffen. Um handeln zu können, muss Hamlet den Wahrheitsgehalt der Aussage der Geister- 1 Auszug aus: Richard Weihe, «Die Paradoxie der Maske – Geschichte einer Form», München 2004, Wilhelm Fink Verlag, S. 153–161. Mit freundlicher Er- laubnis vom Autor und vom Wilhelm Fink Verlag.