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Spektrum Shake-speare

Forschung 102 Nach einer alten Überlieferung kennt Apollo die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, und weil die Zeit alle Wunden heilt, sehen wir durch die ver- wandelnde Reue und tiefe Trauer von Leontes in Apollo den wirkenden Heiler. Bergeron weist darauf hin: Aus der besonderen Bedeutung von Apollo, der seine Hilfe über den Lauf der Zeiten einbringt, ergibt sich meiner Meinung nach auch die Be- deutung, die Zeit in dem Stück hat. Oder, mit anderen Worten: Apollo schenkt in diesem Stück Zeit als Teil seiner Hilfe. – Zeit, die auf eine Weise wirksam ist, wie wir und Leontes es nicht voraussehen konnten. (369) Er weist auch darauf hin, dass die heilenden Kräfte von Kunst, Dichtung und Musik auch apollinische Attribute sind, die dramaturgische Wirkungen in der Romanze von Shakespeare haben. Wir erinnern daran, dassApollo in der Tradition mit den neun Musen, mit Musik und Kunst in Verbindung gebracht wird. Paulina schafft in ihrem Haus einen vollkommenen apollinischenAugenblick, wenn Musik, Kunst und Theater in einem günstigenAugenblick zusammenwirken. Durch die Erfahrung dieses Augenblicks, den Apollo, Romano und Paulina bewir- ken, wird Mysterium, Wunder, Glaube und schließlich Katharsis ermög- licht. (377) Die dramaturgischen Übereinstimmungen zwischen denAbschlussszenen in Alkestis und im Wintermärchen sind in meinem Aufsatz «Gods and Greeks» in The Oxfordian (Vol 10, 2007) näher beschrieben. Das wichtigste Merkmal für unsere gegenwärtige Betrachtung sind die fast identischen Reaktionen der beiden Könige, als sie der geheimnisvollen Erscheinung ihrer zurückge- kehrten Königin gewahr werden. Während Admetos sagt: «Oh, Frau, wer auch immer du sein magst, du besitzt die Gestalt vonAlkestis und einen Kör- per, der ihrem gleicht … Ich schaue sie an … mein Herz geht in Flammen auf –Tränen rinnen aus meinenAugen … Oh, wie bitter schmeckt meineTrauer» (1054–1065), sagt Leontes: «ihre natürliche Haltung / Schelt mich, geliebter Stein, dann mag ich sagen / Du seist Hermione» und «so wie nun derAnblick / mein Herz durchschneidet. Oh! so stand sie da» (V. 3).

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